Dem MenschSein auf der Spur. Holzskulpturen von Andreas Kuhnlein "Ikarus", 2020, Eiche, 145 x 51 x 45 cmFür Andreas Kuhnlein ist die natürliche Eigenschaft des Materials Holz eine wesentliche Komponente seiner ästhetischen Aussage. Kräftig und auch bewusst ruppig gestaltet er seine Menschenbilder mit der Motorsäge. Das Ein-, Auf- und Unterschneiden zerklüftet und entmaterialisiert den einstigen Block aus Hartholz (Ulme oder Eiche). So werden Schnitte, Vorsprünge, Zerkleinerungen oder Maserungen sichtbar, zugleich bleiben die natürliche Struktur und Konsistenz des Werkstoffs erhalten.Neben den Bedingungen des widerständigen Materials und der handwerklichen Technik entspringen Kuhnleins Holzskulpturen wesentlich auch der Spontanität seiner Inspiration. Es entstehen Werke von großer Eigenständigkeit, die den verletzbaren Menschen mit all seiner Zerrissenheit aber auch seiner Würde spürbar machen. Andreas Kuhnlein, geboren 1953 in Unterwössen im Chiemgau, zählt zu den bedeutendsten Bildhauern Deutschlands. Nach einer Schreinerlehre arbeitete er zunächst beim Bundesgrenzschutz und übernahm 1981 den landwirtschaftlichen Familienbetrieb. Seit 1983 ist er als freischaffender Bildhauer tätig. Neben zahlreichen nationalen und internationalen Einzelausstellungen, begleitete er die großen Europaausstellungen "Otto der Große" (2001) und "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" (2006) sowie die Landesausstellungen "200 Jahre Franken in Bayern" (Nürnberg, 2006) und "Aufbruch in die Gotik" (Magdeburg, 2009). In seinem Kunstschaffen sieht er auch einen gesellschaftlichen Auftrag, Schicksale und das wahre Ich des Menschen berühren ihn. Neben Projekten mit Patienten der Psychatrie und Häftlingen setzte er sich jüngst mit dem "Andachtsraum" in Unterwössen für Missbrauchsopfer der katholischen Kirche ein.