Karl Groß - Meister des Jugendstils
Die Ausstellung rückt den Künstler Karl Groß (1869-1934) ins Licht, der aus einer Fürstenfeldbrucker Steinmetzfamilie stammte und zu einem einflussreichen Jugendstil-Meister in Deutschland avancierte: Als Bildhauer, Goldschmied, Entwerfer und auch als Publizist, Pädagoge und Organisator setzte er sich über einen Zeitraum von dreißig Jahren engagiert mit den aktuellen kunstgewerblichen Fragen seiner Zeit auseinander.
Groß verbrachte in Fürstenfeldbruck seine frühe Kindheit und zog nach dem frühen Tod des Vaters nach München. Nach dem Abschluss der Schule besuchte der künstlerisch begabte 14Jährige die Münchner Kunstgewerbeschule. Zu seinen Lehrern zählte dort der bedeutende Münchner Goldschmied Fritz von Miller, ein Sohn des Ferdinand von Miller, dem legendären Erzgießer und Schöpfer der Bavaria. Wahrscheinlich hatten Verbindungen aus der Fürstenfeldbrucker Zeit den Weg in die Klasse des berühmten Meisters geebnet, denn auch die MIllers stammten aus Bruck: Nach der Schulzeit arbeitete der junge Bildhauer über neun Jahre in der Werkstätte seines berühmten Lehrers.
Die Karriere von Karl Groß begann mit der 7. Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast 1897. Hier präsentierte er zusammen mit Richard Riemerschmid, Hermann Obrist, Otto Eckmann, Auguste Endell und anderen jungen Künstlern kunstgewerbliche Objekte ohne historisierende Ornamentik. Vorbilder für Strukturen, Proportionen und Farben fanden die Reformer in der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Funktion, Material und handwerkliche Qualität spielten eine entscheidende Rolle. Der Publikumserfolg war enorm. Die vegetabilen, knospigen und knöchrigen Formen wurden als neuer deutscher Stil gefeiert, der die Konkurrenz der Markt beherrschenden Produkte der englischen und französischen Jugendstil-Künstler nicht fürchten musste.
Der durchschlagende Erfolg der Münchner Ausstellung brachte auch Groß große Popularität und Beachtung. Er machte sich als Bildhauer und Goldschmied selbständig. Er verließ wie viele seiner Künstlerkollegen seine Heimatstadt und siedelte nach Dresden um. Anders als in München, wo die 'Malerfürsten' erfolgreich ihre Pfründe verteidigten, fanden hier junge, reformfreudige Künstler Beachtung und vor allem Aufträge. Seit 1898 wirkte Groß an der Dresdner Kunstgewerbeschule, erst als Lehrer und seit 1914 als Direktor. Bis zu seinem Tod 1934 arbeitete er auf nahezu allen Gebieten der angewandten Kunst. Zu seinen repräsentativsten Aufgaben zählte das Dresdener Ratssilber, die zu den einfallsreichsten und qualitätvollsten Beispielen der Goldschmiedekunst des beginnenden Zwanzigsten Jahrhunderts zählt. Wie viele Arbeiten von Groß ist auch das Ratssilber beim Bombenangriff auf die Stadt Dresden am 13. Februar 1945 bis zur Unkenntlichkeit zerschmolzen.
Über 100 Leihgaben aus Privatbesitz und aus zahlreichen Museen in ganz Deutschland wie dem Bayerischen Nationalmuseum und dem Münchner Stadtmuseum, dem Dresdener Kunstgewerbe-museum, dem Landesmuseum Württemberg und anderen bekannten Häusern dokumentieren Qualität und Bedeutung der reformerischen Arbeit des empfindamen Beobachters, feinsinnigen Gestalters und aufgeschlossenen Pädagogen Karl Groß. Ausgewählte Werke von Richard Riemerschmid, Hermann Obrist, Max Laeuger und Emile Gallé geben ein anschauliches Bild vom künstlerischen Umfeld, in dem Gross agierte.